Pressemeldung vom 30.09.2022
Regelmäßig verfangen sich Stadttauben in eigens zur Vergrämung aufgespannten Netzen, die im Gebäude des Münchner Hauptbahnhofs angebracht sind.
Hilflos flatternd hängen sie dann oft darin, bis sie irgendwann nach Stunden oder Tagen entkräftet und qualvoll versterben. Während dieser Zeit erleiden die Tiere langanhaltend erhebliche Schmerzen. Passanten, die dieses beobachten und der Bahnhofsdirektion, der Polizei oder Feuerwehr melden, werden meist enttäuscht. Rettungsversuche finden, wenn überhaupt, viel zu spät statt, so dass meist nur noch tote Tiere aus dem Netzen geborgen werden können.
Aber warum kann man denn eine Taube nicht rechtzeitig aus dem Netz befreien? Gäbe es denn nicht andere alternative und tierschutzgerechte Vergrämungsmaßnahmen? Und lohnt sich eine Rettung überhaupt, denn wieviel ist das Leben einer Taube wert?
Nachdem sich die Vorfälle verletzter, in den Netzen verfangener, leidender und sterbender Tiere am Münchener Hauptbahnhof häuften, haben Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen Strafanzeige gegen die Verantwortlichen erstattet, um dem tierschutzwidrigen Tun Einhalt zu gebieten. Doch seitens der Staatsanwaltschaft wird nicht ermittelt, denn einerseits sieht man bei den Verursachern keine Garantenpflicht, weil Tauben „herrenlos“ sind. Andererseits würde der finanzielle Aufwand für die Rettung einer Taube deren „Marktwert“ überschreiten. Würde sich also ein teurer Papagei in den Netzen verfangen, wäre eine Rettung vermutlich sofort gerechtfertigt. „Aber leidet nicht jedes Wirbeltier gleich, egal ob Pferd, Hund oder Katze und hat ein Recht auf Schutz, Unversehrtheit und Leben? Zumindest war dieses der Grundgedanke des Gesetzgebers, als unser Tierschutzgesetz geschaffen wurde. Wir sind eine zivilisierte Gesellschaft und haben den Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz verankert, daher sollte der Schutz eines Tieres nicht von seiner Art und seinem finanziellen Wert abhängig gemacht werden“ erklärt Robert Derbeck vom Deutschen Tierschutzbund, Landesverband Bayern.
Seit mehreren Jahren setzen sich der Deutsche Tierschutzbund als auch sein Landesverband Bayern mit dem Projekt“ Respekt Taube“ für die Stadttauben ein. Auch Tauben sind Lebewesen, denen Respekt gebührt, die keine Schmerzen, Leiden und Schäden erdulden dürfen. Ein friedliches Miteinander zwischen Menschen und Tier ist im Rahmen eines gut geplanten Taubenmanagements möglich. Die einzige tiergerechte Lösung ist ein integriertes Konzept zum Zusammenleben von Tauben und Menschen in den Städten, das tiergerechte Bestandsregulierung und die Einrichtung von geeigneten Nistmöglichkeiten als Alternative zu den Orten, an denen die Tiere vergrämt werden, beinhalten muss. Vergrämungsmaßnahmen müssen so erfolgen, dass den Tieren daran keine Verletzungen oder gar der Tod zugefügt werden kann. Das gilt auch für die aktuelle Situation am Münchner Hauptbahnhof. Der Betreiber ist dringend gefordert, tierschutzgerechte Maßnahmen zu ergreifen, um den sinnlosen Tod weiterer Tauben und weiteres Tierleid zu verhindern.
Quelle: Landesverband Bayern
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